4. ADVENT
Erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (7,10-14):
Evangelium nach Matthäus (1,18-24).
In der altorientalischen Welt war es gang und gäbe, die Wichtigkeit von großen Persönlichkeiten zu betonen, indem man ihre Geburt als etwas Wunderbares und Außergewöhnliches darstellte. Es gab Mythen, die davon erzählen, dass der jeweilige Herrscher als Gott oder Gottessohn galt. In Babylonien wurde der Herrscher als Same eines Gottes, von einer Göttin geboren, betrachtet. Der ägyptische Gott Amun-Re kündigt der noch jungfräulichen Königsgattin den Thronerben an. In diesen Mythen wird verdeutlicht: Der Geist des Höchsten, die Göttlichkeit ist der Ursprung für diesen Herrscher.
Auch in der Bibel gibt es ähnliche Erzählungen. Wir haben gerade ein Beispiel gehört: Die Geburt eines außerordentlichen Menschen, Simson, wird durch einen Engel angekündigt. Ähnlich ist es bei Isaak, dem Sohn Abrahams. Auch bei Johannes dem Täufer (im heutigen Evangelium erzählt): Zacharias hat im Tempel eine Vision, ein Engel teilt ihm mit, dass er einen Sohn bekommen wird, obwohl die Eltern alt und unfruchtbar sind. Immer handelt es sich um die Geburt eines Kindes, die eigentlich gar nicht erwartet werden konnte, aber durch Gott ermöglicht wurde. Jedes Mal geht es um einen besonderen Menschen, in dem Gott wirksam wird und der deswegen bedeutsam ist.
In diesen Erzählungen spielt der Traum oft eine große Rolle. Von solchen Träumen berichtet die Bibel an 60 Stellen, z.B.:
- Der Traum Jakobs von der Himmelsleiter, auf der Engel Gottes auf- und niedersteigen und ihm so eine göttliche Botschaft vermitteln.
- Eine wichtige Rolle spielen die Träume in der Erzählung vom ägyptischen Joseph und seinen Brüdern. Zuerst träumt Joseph selbst, dann deutet er die Träume des Pharaos.
Indem Engel im Traum eingebunden sind, wird unterstrichen, dass es um ein himmlisches, göttliches Geschehen geht.
Genauso kündigt im heutigen Evangelium ein Engel Josef in einem Traum die Geburt von Jesus an. Es wird ein ganz besonderes Kind werden, das eine ganz besondere Beziehung zu Gott haben wird. Das Kind soll den Namen „Jesus“ bekommen, das heißt „Gott rettet“. Und um die besondere Bedeutung von Jesus noch anders zu umschreiben, fügt der Evangelist Matthäus noch die Worte des Propheten Jesaja hinzu: „Seht, die junge Frau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.“ Das Kind soll „Immanuel“ heißen: „Gott ist mit uns“!
Ein einfacher Satz: Gott ist mit uns! In der griechischen Götterwelt ist der Mensch in den Händen mürrischer und unberechenbarer Götter nur ein Spielball. Bei den orientalischen Religionen ist Gott ein Despot, der blinden Gehorsam fordert. Der Gott der Bibel, der Gott von Jesus, ist der „Gott-mit-uns“! Er steht auf unserer Seite. Er will unser Wohl, unser Glück! Das wird deutlich werden in den Worten und Taten von Jesus. In Jesus kommt Gott auf uns zu, spricht uns an, zeigt uns seine Zuneigung. „Jesus“ heißt: Retter. In Jesus zeigt Gott uns, dass er uns retten will aus Angst und Einsamkeit, ja sogar aus dem Tod. Gott ist mit uns. Ein Versprechen, das uns durch das Leben und Sterben von Jesus zugesagt wird.
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Es will uns all dies wieder in Erinnerung rufen. Deswegen ist es ein Fest der Freude und der Dankbarkeit.